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Schatten auf dem Friedensgipfel

Die ersten Schritte in Richtung eines Friedensabkommens im Gaza-Krieg sind gemacht: Die palästinensische Terrororganisation hat die 20 noch lebenden israelischen Geiseln freigelassen. Über Mittag soll dann auch die Übergabe der sterblichen Überreste der getöteten Geiseln ans Rote Kreuz stattfinden. Auch die ersten im Gegenzug freigelassenen palästinensischen Gefangenen sind bereits in Gaza angekommen.

“Endlich. Nach 738 Tagen kehren die Geiseln zurück — darunter auch Deutsche”, schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz auf der Plattform X. “Dieser Tag ist ein Anfang: der Beginn von Heilung und ein Schritt auf dem Weg zu Frieden im Nahen Osten.”

Am späten Vormittag hatte es zunächst noch die überraschende Ankündigung gegeben, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum Friedensgipfel im ägyptischen Scharm El-Scheich anreisen werde — wie auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas. Doch am Mittag dann der Rückzieher: Netanjahu bleibt doch in Israel. 

US-Präsident Donald Trump in der israelischen Knesset. Foto: Chip Somodevilla/Getty Images

Mehr als 20 internationale Staats- und Regierungschefs kommen in Ägypten zusammen, unter ihnen auch Merz. Am Nachmittag dann soll der 20-Punkte-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump unterschrieben werden. Trump ist derweil in Jerusalem angekommen, wo er in der Knesset, dem israelischen Parlament, eine Rede hält, bevor er anschließend nach Ägypten reisen wird. Bloomberg News liegen Auszüge der Rede vor. Das Heilige Land sei nun “endlich in Frieden”, soll Trump demnach sagen. Israel habe alles gewonnen, was mit Waffengewalt zu gewinnen war. Die Bewohner Gazas sollten sich auf wirtschaftliche Entwicklung und Stabilität konzentrieren. 

Doch es bleiben noch Fragezeichen, ob die positiven Entwicklungen des heutigen Tages auch dauerhaft Bestand haben werden. Wird es gelingen, die Hamas zu entwaffnen? Wird sich die israelische Armee vollständig zurückziehen? Und wie wird ein Wiederaufbau gelingen? Die kommenden Wochen und Monate werden Antworten geben. 

Joachim Wadephul gab sich am Vormittag im Interview mit dem Deutschlandfunk vorsichtig optimistisch. Es gebe nun “gute Ausgangspunkte für weitere Verhandlungen und Gespräche”, so der Bundesaußenminister. “Wir brauchen ein Sicherheitsmandat der Vereinten Nationen.” Ob deutsche Soldaten zum Einsatz kommen, dazu habe sich die Bundesregierung noch nicht besprochen. Er habe aber “persönlich erhebliche Zweifel”, ob das richtig sei.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Annika Reichelt und Stephan Kahl: Höfliche Drohung, Waffen-Roulette, verkannte Gefahr, auf der Bremse und Milliardenwette.

Höfliche Drohung

Nach einem heftigen Ausverkauf am Freitag scheinen sich die Märkte am Montag etwas zu entspannen. Grund sind mildere Töne Trumps im Handelskonflikt mit China, nachdem Peking vergangene Woche neue Exportkontrollen angekündigt hatte und der US-Präsident mit der Drohung von 100%-Zöllen konterte. Am Sonntag schrieb Trump schließlich auf Truth Social: “Der hoch angesehene Präsident Xi hatte nur einen schlechten Moment. Er will keine Depression für sein Land, und ich auch nicht. Die USA wollen China helfen, nicht schaden!!!” Die Drohung zwischen den Zeilen ist kaum zu überhören, auch US-Vizepräsident J.D. Vance betonte, dass Trump über mehr Hebel verfüge. “Das wahrscheinlichste Szenario scheint zu sein, dass beide Seiten von den aggressivsten Maßnahmen abrücken und die Gespräche zu einer weiteren — möglicherweise unbegrenzten — Verlängerung des im Mai vereinbarten Zollfriedens führen”, schrieb Goldman-Stratege Jan Hatzius. US-Aktien, Öl und Bitcoin erholen sich vom Einbruch am Freitag. S&P 500-Futures steigen um 1,4%, Kontrakte für den Nasdaq 100 legen um bis zu 2,3% zu. Treasury-Futures geben nach. Gold markiert gleichwohl ein neues Rekordhoch.

Waffen-Roulette

Trump erwägt, die Ukraine mit Tomahawk-Marschflugkörpern zu bewaffnen. Die Waffen mit hoher Sprengkraft würden Angriffe tief ins russische Territorium ermöglichen. Zuvor wolle der US-Präsident jedoch versuchen, mit Wladimir Putin einen Weg zur Beendigung des Kriegs zu finden — der mögliche Einsatz der Geschosse könnte dabei als Druckmittel dienen. “Ich könnte sagen: ‘Sieh mal, wenn der Krieg nicht beigelegt wird, schicke ich ihnen vielleicht Tomahawks’”, sagte Trump am Sonntag an Bord der Air Force One auf dem Weg in den Nahen Osten. Thematisiert hatte Trump die Waffen in Gesprächen mit Wolodymyr Selenskyj am Wochenende, die der ukrainische Präsident “sehr produktiv” nannte. Der erhöhte Druck auf Russland zur Beendigung des Krieges sorgte am Montag für Kursverluste bei europäischen Rüstungsaktien. Rheinmetall fielen um bis zu 1,8%, Renk und BAE Systems sackten um über 3% ab. Daran änderten auch alarmistische Kommentare der deutschen Geheimdienste nichts: “Wir dürfen uns nicht zurücklehnen in der Annahme, ein möglicher russischer Angriff käme frühestens 2029. Wir stehen schon heute im Feuer!”, sagte BND-Präsident Martin Jäger in einer Anhörung vor dem Bundestag.

Verkannte Gefahr

Am deutschen Gewerbeimmobilienmarkt müssen demnächst viele Kredite aus der Phase der Niedrigzinsen verlängert werden, was sich nicht einfach gestalten dürfte. Darauf hat Gero Bergmann, Vorstandsmitglied der BayernLB, in einem Bloomberg-Interview hingewiesen. “Als Herausforderung für Banken in Deutschland sehe ich die Vielzahl an Krediten zu alten Konditionen, die in den nächsten Jahren in die Fälligkeit kommen und verlängert werden müssen”, erklärte Bergmann. Viele der betroffenen Immobilien könnten wohl nicht mehr zu den alten Konditionen finanziert werden. Zum einen ist das allgemeine Zinsniveau heute höher als beispielsweise vor fünf Jahren. Auch sind die Bewertungen vieler Immobilien zwischenzeitlich gesunken. Um digitale Infrastruktur geht es in einer anderen Meldung vom Montag. Der US-Finanzriese Citigroup schließt sich einer Gruppe von neun europäischen Banken um die Frankfurter DekaBank an, die einen auf Euro basierenden Stablecoin entwickeln will. Ein Sprecher von Citigroup bestätigte, dass die Bank im Rahmen ihrer umfassenderen Bemühungen im Bereich Blockchain und digitale Vermögenswerte an dem Konsortium teilnehmen will.

Auf der Bremse

Europas Autobauer stehen nach Einschätzung der Beratungsfirma AlixPartners vor einem tiefgreifenden Umbruch: Wegen anhaltend schwacher Nachfrage und wachsender Konkurrenz aus China könnten bis zu acht Werke geschlossen werden. Die Produktionsstätten seien im Schnitt nur zu 55% ausgelastet, bei Stellantis liege die Quote sogar bei 45%, heißt es. “Die europäischen Autohersteller werden in den kommenden Jahren zwischen einer und zwei Millionen Fahrzeuge an chinesische Marken verlieren”, sagte Fabian Piontek von AlixPartners. Der Abbau von Überkapazitäten dürfte jedoch schwierig bleiben – vor allem in Ländern mit starken Arbeitnehmervertretungen. Nach Jahrzehnten des Wachstums senken Hersteller wie Volkswagen und Stellantis die Produktion und bauen Stellen ab, da die Nachfrage nicht auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückgekehrt ist. Laut dem Branchenverband Acea stiegen die Auslieferungen in Europa 2024 lediglich um 0,9% auf rund 13 Millionen Fahrzeuge. Chinesische Marken wie BYD und MG könnten bis 2030 einen Marktanteil von rund 10% erreichen. Stellantis hat indes die Vorstellung seines neuen Strategieplans auf das erste Halbjahr 2026 verschoben.

Milliardenwette

US-Finanzminister Scott Bessent hat eine riskante 20-Milliarden-Dollar-Wette auf Argentinien — und Präsident Javier Milei — abgeschlossen, um die angeschlagene Wirtschaft des Landes zu stützen. Das unübliche Hilfspaket, das auch eine Intervention zur Stützung des Peso mittels Swap-Vereinbarungen beinhaltet, zielt darauf ab, die argentinischen Märkte vor den Zwischenwahlen am 26. Oktober zu stabilisieren und Mileis Reformkurs zu sichern. Bessent setzt darauf, dass Milei mit US-Rückendeckung die Wahlen gewinnt und so die notwendigen, aber schmerzhaften Sparmaßnahmen gegen hohe Inflation und strukturelle Schwächen durchsetzen kann. Ein mögliches Motiv für die USA ist die Eindämmung des chinesischen Einflusses in Lateinamerika. Bessent hält das Land für “systemisch wichtig”. Im Vorfeld des Treffens zwischen Milei und Trump am 14. Oktober betonte Argentiniens Wirtschaftsminister Luis Caputo am Sonntag, die Unterstützung des US-Finanzministeriums für den Peso sei “unerschütterlich”. Das Hilfspaket bedeute keine Dollarisierung oder Abwertung des Peso, das derzeitige Währungsband-Regime werde beibehalten. Er erwartet zudem keine Beeinträchtigung der 18 Milliarden Dollar Swap-Linie mit China. 

Was sonst noch so passiert ist:

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