Five Things: Germany
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Gesucht: Investitionen und Reformen

Die Vorstandschefs von Deutsche Bank und Siemens sind heute zu Gast bei Bundeskanzler Friedrich Merz in Berlin. Es geht um eine Investitionsoffensive, die helfen soll, der darbenden deutschen Wirtschaft endlich wieder Schwung zu verleihen. Bislang ging es in der Hauptstadt hautpsächlich um milliardenschwere Investitionen aus Steuermitteln, die für die dringend benötigte Modernisierung der Infrastruktur und gewaltige Ausgaben für Verteidigung in den kommenden Jahren aufgewendet werden sollen. 

Christian Sewing und Roland Busch im Bloomberg-TV-Interview. Foto: Krisztian Bocsi

Die schuldenfinanzierten Pakete kann sich Deutschland durchaus leisten. Doch sie werden nicht zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Belebung führen, wenn deutsche Großkonzerne und weite Teile des Mittelstands ihr Geld weiterhin lieber im Ausland investieren. Dafür gab es in den vergangenen Jahren durchaus gute Gründe: Hohe Energiepreise, vergleichsweise hohe Lohnkosten, ein Dickicht an bürokratischen Stolperfallen und eines der weltweit kompliziertesten Steuersysteme haben den Standort Deutschland im internationalen Vergleich oft unattraktiv gemacht.

Um das zu ändern, sind tiefgreifende wirtschaftliche und politische Reformen notwendig. Und deswegen ist der Hausbesuch der CEOs im Kanzleramt durchaus sinnvoll. Denn ohne eine bessere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik wird ein Kurswechsel in Zeiten von Strafzöllen und einer Neuordnung internationaler Handelsbeziehungen schwierig. 

“Wir alle streben dasselbe Ziel an, nämlich endlich wieder Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Europa”, sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing heute vor dem Treffen im Kanzleramt bei Bloomberg TV. “Alle sind bereit, Kapital in ein Land zu investieren, das über hohe Innovationskraft verfügt”, erklärte Siemens-CEO Roland Busch. “Mit den Menschen, die wir haben, können wir das auf die nächste Stufe bringen.”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Verena Sepp und Alexander Kell: Vergeltung vorbereitet, Angebote bitte, historische Niederlage, oh Boy und was diese Woche wichtig ist.

Vergeltung vorbereitet

Die EU bereitet sich im Zollstreit mit Washington auf Gegenmaßnahmen vor, falls die stockenden Handelsgespräche scheitern. Offenbar hat sich die Verhandlungsposition von US-Präsident Donald Trump deutlich verhärtet, weshalb die EU-Unterhändler dem Vernehmen nach noch in dieser Woche zusammenkommen werden, um Notfallmaßnahmen auszuarbeiten. Brüssel strebt weiterhin eine Einigung vor dem 1. August an. Die USA peilen Insidern zufolge nun einen nahezu flächendeckenden Zollsatz von über 10% auf EU-Waren an — Ausnahmen wären begrenzt. Öffentlich droht Trump mit einem Pauschalzoll von 30% auf die meisten EU-Exporte. Die EU hat bereits Zölle auf US-Waren im Umfang von 21 Milliarden Euro genehmigt, die kurzfristig aktiviert werden könnten. Ein 72-Milliarden-Euro-Maßnahmenpaket sowie mögliche Exportkontrollen wurden vorbereitet. Auch ein Ausschluss amerikanischer Anbieter bei öffentlichen Aufträgen wird geprüft. Auch wenn ein Abkommen zunehmend fraglich erscheint, soll in den kommenden zwei Wochen weiterverhandelt werden. Auf das Ergebnis des Autokonzerns Stellantis — 2,3 Milliarden Euro Nettoverlust im Halbjahr — haben die Querelen bereits abgefärbt.

Angebote bitte

Der BASF-Konzern hat informierten Kreisen zufolge potenzielle Käufer seiner Lacke-Sparte aufgefordert, bis kommenden Monat verbindliche Angebote vorzulegen. Der Geschäftsbereich könnte mit mehr als 6 Milliarden Euro bewertet werden. Im Rennen sind dem Vernehmen nach mehrere Finanzinvestoren — darunter die Carlyle Group, KPS Capital Partners, Lone Star Funds und Platinum Equity. Als einziger strategischer Interessent gilt demnach der niederländische Farbenhersteller Akzo Nobel. Eine endgültige Entscheidung ist laut Insidern noch nicht gefallen. Auch ein Verbleib der Sparte im Konzern wird weiterhin erwogen. Die BASF-Aktie legte im Xetra-Handel zuletzt um 1,5% zu. Vorstandschef Markus Kamieth treibt die Neuausrichtung von BASF voran – angesichts hoher Energiekosten, schwacher Nachfrage aus China und anhaltender geopolitischer Unsicherheit. Bei der geplanten Transaktion beraten Bank of America und JPMorgan.

Historische Niederlage

Obwohl seine Regierungskoalition bei den gestrigen Wahlen zum Oberhaus eine historische Niederlage erlitten hat, will Japans Regierungschef Shigeru Ishiba im Amt bleiben. Seine Liberaldemokratische Partei verfehlte zusammen mit ihrem langjährigen Partner Komeito die erforderlichen 50 Sitze im Oberhaus und verlor so die Mehrheit. Damit wird zum ersten Mal seit 1955 ein Führer der dominierenden Partei das Land ohne Mehrheit in mindestens einer der beiden Kammern regieren. Das Ergebnis zeigt die schwelende Unzufriedenheit über steigende Lebenshaltungskosten. Marktteilnehmer befürchten, dass eine weitere Schwächung von Ishibas Führung die Koalition zu Zugeständnissen bewegen könnte, darunter Senkungen von Verbrauchssteuern. Investoren bezweifeln zunehmend, dass die Politiker die Ausgaben zügeln können. Die japanischen Märkte sind heute feiertagsbedingt geschlossen. “Das Land ist nicht mehr immun gegen Inflation, und das gefällt der Bevölkerung nicht”, schreibt Bloomberg-Kolumnist John Authers. “Es sollte nicht überraschen, dass die Wähler in Japan sich wie in fast allen anderen Industrieländern verhalten und die Politiker bestrafen, die dies zugelassen haben.”

Oh Boy

Während in den USA sich Wohlhabende über Steuergeschenke von Trumps Big Beautiful Bill freuen und das Weiße Haus die Kürzung sozialer Programme als historisch feiert, sind immer mehr Haushalte so arm, dass ihnen das Wasser abgestellt wird. Trotz eines Arbeitsmarktes, der von Federal Reserve und Wall Street noch immer als gesund wahrgenommen wird, betrifft sogenannte Wasserarmut in amerikanischen Großstädten inzwischen Hunderttausende — Menschen, die einfach aus dem System gefallen sind. Niedrige Zinsen und die Ausbreitung riskanter Immobilienkredite trieben Hauspreise und Mieten nach oben und verringerten das Angebot an bezahlbarem Wohnraum. Viele einkommensschwache Amerikaner, besonders nicht-weißer Herkunft, waren gezwungen, in baufällige Unterkünfte zu ziehen. In eigentlich einkommensstarken Städten wie dem texanischen Houston und Phoenix, Arizona, hat sich die Lage in den Jahren 2017 bis 2021 verschärft, für die die jüngsten vollständigen Volkszählungsdaten vorliegen. Besonders drastisch zeigt sich die Entwicklung in Portland (Oregon), einer Stadt mit dynamischem Wirtschaftswachstum und dem Ruf sozialer Fortschrittlichkeit. Ausgerechnet dort ist der Anteil der Haushalte ohne fließendes Wasser unter allen Metropolregionen der USA am stärksten gestiegen. Die Bundesinvestitionen in die Wasserinfrastruktur wurden in den USA seit den 1970ern auf ein Siebtel reduziert.

Was diese Woche wichtig ist

Am Donnerstag wird der EZB-Rat über den weiteren Zinskurs der Eurozone entscheiden. Zum ersten Mal seit einem Jahr, in dem es acht Zinssenkungen gab, wird es wohl keine Änderung am Einlagensatz geben. Dieser liegt derzeit bei einem neutralen Wert von 2% und auch die Inflation bewegt sich im Zielbereich. Die Währungshüter sehen sich daher gut positioniert, erst einmal abzuwarten, wie es im Zollstreit mit den USA weitergeht. Nach der Sommerpause könnte es mehr Gewissheit geben. Von Bloomberg befragte Ökonomen erwarten im September eine letzte Zinssenkung. Die Entscheidung dürfte auch von einigen Berichten in dieser Woche abhängen. Am Dienstag wird die Umfrage zum Kreditgeschäft der EZB zeigen, welche Auswirkungen die aktuelle Höhe der Zinsen auf die Wirtschaft hat. Am Donnerstag und Freitag dürften die monatliche Umfrage unter Einkaufsmanagern sowie der Ifo-Index nähere Rückschlüsse darauf zulassen, inwiefern das Weltgeschehen auf die Stimmung schlägt.

Sehen Sie hier unsere Video-Wochenvorschau auf die wichtigsten Wirtschaftsdaten.

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