Five Things: Germany
Jenni Thier über eine Sternfahrt in die US-Hauptstadt — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie samstags da
Bloomberg

Jenni Thier über eine Sternfahrt in die US-Hauptstadt — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie samstags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox

Und noch ein Gipfel-Treffen

Der Alaska-Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin am vergangenen Freitag produzierte zwar teils bizarre Bilder — beispielsweise amerikanische Soldaten, die kniend den roten Teppich am Flieger des russischen Präsidenten zurechtlegten, der von Trump mit Applaus begrüßt wurde —, aber darüber hinaus hatte das Treffen zunächst wenig konkrete Ergebnisse geliefert.

Das könnte sich diese Woche ändern. Heute fliegen Bundeskanzler Friedrich Merz und weitere europäische Spitzenpolitiker zusammen mit Wolodymyr Selenskyj nach Washington. Der ukrainische Präsident steht dabei unter großem Druck: Einerseits muss er Trump davon überzeugen, dass er Friedensverhandlungen nicht im Wege steht, andererseits muss er sicherstellen, dass die Ukraine in Zukunft Sicherheitsgarantien erhält – auch von den Amerikanern. In einem jüngsten Social-Media-Posting schloss Trump eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine aus. Feste Sicherheitsgarantien seien für einen gerechten Frieden zentral, sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul heute bei einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen in Tokio. Die Ukraine müsse “auch nach einem Waffenstillstand und Friedensschluss in der Lage sein, sich wirkungsvoll zu verteidigen”.

Putin und Trump während einer gemeinsamen Pressekonferenz auf der Joint Base Elmendorf-Richardson in Anchorage, Alaska, am Freitag, 15. August 2025. Foto: Al Drago/Bloomberg

Hinzu kommt, dass es für Selenskyj wohl unmöglich geworden ist, beim Thema Gebietsabtretungen weiterhin hart zu bleiben. Nach dem Treffen mit Putin sprach Trump von einem umfassenden Friedensabkommen mit “Landtausch” und forderte Selenskyj auf, es zu akzeptieren — ohne einen vorherigen Waffenstillstand, wie von den Europäern gefordert. “Da die territoriale Frage so wichtig ist, sollte sie nur von den Spitzen der Ukraine und Russlands besprochen werden — bei einem Treffen im Beisein der USA”, sagte Selenskyj.

Eines ist sicher: Trump will den Krieg, den er eigentlich schon zu Beginn seiner Präsidentschaft innerhalb von 24 Stunden lösen wollte, nun endlich beenden. Sein Motiv soll dabei vor allem der Friedensnobelpreis sein, so wird ihm nachgesagt. Am späten Abend wird sich zeigen, inwieweit die Europäer trotz der Ungeduld und Ambitionen des US-Präsidenten noch auf ihn einwirken können. Und wie die Chancen stehen, dass es tatsächlich noch Ende der Woche zu einem Dreier-Treffen mit Putin und Selenskyj kommt, wie Trump es gegenüber einigen Europäern angekündigt hat.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Jährlich grüßt das Murmeltier, Übernahmeappetit, Titel machen Leute, ungenutztes Potenzial und weniger Bierdurst.

Jährlich grüßt das Murmeltier

In dieser Woche rückt die Zinspolitik der US-Notenbank in den Fokus der Märkte. Fed-Chef Jerome Powell wird am Freitag auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole sprechen. Anleihehändler setzen derzeit auf eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im September und eine weitere bis zum Jahresende. Trotz hoher Inflationsdaten gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass Powell ihre Erwartungen nicht enttäuschen, sondern betonen wird, dass kommende Daten zu Arbeitsmarkt und Inflation entscheidend bleiben. Die schwachen Beschäftigungszahlen im Juli stützen diese Erwartungen. Bei einer Reihe großer Optionsgeschäfte wird sogar auf eine Lockerung um 50 Basispunkte spekuliert. Präsident Trump und seine Regierung erhöhen den Druck auf Powell, die Zinsen zu senken. Die chinesische Notenbank signalisiert in einem ihrer Quartalsberichte unterdessen trotz wirtschaftlicher Herausforderungen keine Eile in Sachen Zinssenkungen. Die “moderate Lockerung” der Geldpolitik werde “konsequent” umgesetzt, die Grundlagen der Wirtschaft seien solide und ihre Widerstandsfähigkeit stark.

Übernahmeappetit

Die amerikanische Beteiligungsgesellschaft Advent will den Schweizer Chipspezialisten U-blox für rund 1,05 Milliarden Franken übernehmen. Er entwickelt Chips für Ortungstechnik, die unter anderem in Autos und Drohnen zum Einsatz kommen. Kürzlich hat der Hersteller sein verlustreiches Mobilfunktechnikgeschäft abgestoßen. Konzernchef Stephan Zizalads hatte erklärt, der Firmenfokus verlagere sich in Richtung automatisiertes Fahren und mobile Robotik. Die Offerte von 135 Franken je Aktie liegt 53% über dem durchschnittlichen Handelswert der letzten sechs Monate, jedoch unter dem letzten Schlusskurs von 138,60 Franken. Am Freitag hatten die Titel fast 25% zugelegt angesichts der Bloomberg-Meldung über eine mögliche Übernahme. Heute fallen die Titel in Zürich um 3%, womit sie sich in etwa beim Niveau der Advent-Offerte einpendeln. Der Finanzinvestor Thoma Bravo verhandelt Insidern zufolge gerade die Übernahme des US-Softwarehauses Dayforce, das sich auf Lösungen für Personalmanagement spezialisiert hat. 

Titel machen Leute

Nicht nur Kleider machen Leute, sondern auch Titel. Das gilt besonders bei Kreditinstituten. Die DZ Bank hat jetzt eine einheitliche, englische Jobtitel-Struktur für ihre Mitarbeiter eingeführt. Die Bezeichnungen wie etwa “Managing Director” gelten sowohl für das In- als auch für das Ausland. Wie Bloomberg erfuhr, sollen die Titel nicht nur intern verwendet werden, sondern auch im persönlichen Außenauftritt, also etwa in sozialen Netzwerken wie LinkedIn. Die gewählte Titel-Struktur “stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bank”, erklärte Andrea Kuhlmann, Bereichsleiterin Konzern-Personal bei der DZ Bank. Auch bei der Helaba wurde unlängst jeder Karrierestufe ein ganz bestimmter Titel zugeordnet, wobei sich die gewählten englischen Begrifflichkeiten zum Teil von denen bei der DZ Bank unterscheiden. Im Gegenzug waren bei der Helaba Bezeichnungen wie “Bank-Direktor” oder “Bank-Prokurist” weggefallen.

Ungenutztes Potenzial

Es geht um mehrere Billionen Euro. Die EU will Gelder freisetzen, die europäische Haushalte derzeit lieber auf ihren Konten parken als am Aktienmarkt zu investieren. Hierzu wird die EU voraussichtlich in diesem Quartal einen Plan vorstellen, der Investitionen fördern soll — nach dem Vorbild Schwedens. In dem 10-Millionen-Einwohner-Land sind Aktieninvestitionen beinahe ein Nationalsport, schwedische Haushalte investieren mehr als die Hälfte ihrer Ersparnisse in Aktien, mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der Eurozone. Ein Grund hierfür ist das schwedische InvesteringsSparKonto- oder ISK-System. Es unterliegt keiner Kapitalertragssteuer, Wertpapiere können ganz einfach über Mobile-Banking-Apps gekauft und verkauft werden. Laut Jonas Strom, CEO der nordischen Investmentbank ABG Sundal Collier Holding, ist es “definitiv möglich”, den schwedischen Erfolg mit den ISK-Konten auf ein breiteres europäisches Publikum zu übertragen. Die EU-Kommission kann jedoch nur einen Entwurf liefern, entscheiden müssen letztendlich die Mitgliedstaaten. Indessen sorgt die Niederlande für Volatilität bei europäischen Staatsanleihen. Als größtes Rentensystem innerhalb der Eurozone macht sich die aktuelle Reform des niederländischen Rentensystems bemerkbar, schreibt Ven Ram im Markets Live Blog, wobei die Umstellung erst bis Anfang 2028 abgeschlossen sein soll.

Weniger Bierdurst

Ob Zuhause nach dem Feierabend, im Biergarten oder im großen Stil auf der “Wiesn”. Als größter europäischer Bierproduzent ist Deutschland für seine Bierkultur bekannt. Doch die Gesellschaft hat sich verändert, die Branche steckt in einer tiefen Krise. Der durchschnittliche Deutsche trinkt heute jährlich 88 Liter Bier, versus 126 Liter im Jahr 2000. In der ersten Jahreshälfte 2025 sank die Bierproduktion um 6,3% — ein neuer Tiefstand. Vor allem junge Menschen, die Gen Z, trinken nicht nur insgesamt weniger Bier, sondern bevorzugen häufig die alkoholfreie Variante. Brauereien sind daher gezwungen, sich diesem Trend zu beugen. Inzwischen gibt es hierzulande mehr als 800 Sorten alkoholfreien Biers — das aber umfangreiche Investitionen in die Produktion erfordert, wenn es nicht unangenehm süß schmecken soll. Doch selbst das kann den rückläufigen Konsum nicht ausgleichen — der übrigens auch ganz Europa und die USA trifft. So machen in Deutschland immer mehr Brauereien dicht. Hohe Energiekosten und Inflation treiben die Krise noch zusätzlich.  

Hier geht es zum Video über die strauchelden Brauereien in Deutschland. 

Was sonst noch so passiert ist:

Follow Us

Gefällt Ihnen dieser Newsletter? Abonnieren Sie Bloomberg.com, um unbegrenzten Zugang zu Nachrichten, Exklusivmeldungen, Interviews und Analysen von Bloomberg News zu erhalten.

Möchten Sie Sponsor dieses Newsletters werden? Nehmen Sie hier Kontakt auf.

___________________________________________________________

Before it's here, it's on the Bloomberg Terminal. Find out more about how the Terminal delivers information and analysis that financial professionals can't find anywhere else. Learn more.

You received this message because you are subscribed to Bloomberg's Five Things: Germany newsletter. If a friend forwarded you this message, sign up here to get it in your inbox.
Unsubscribe
Bloomberg.com
Contact Us
Bloomberg L.P.
731 Lexington Avenue,
New York, NY 10022
Ads Powered By Liveintent Ad Choices