Friedrich Merz’ Erwartungen vor dem gestrigen Ukraine-Gipfel in Washington waren nicht nur positiv, wie der Bundeskanzler selbst anschließend bekannte. “Ich will nicht verhehlen, dass ich nicht sicher war, dass es heute so verläuft”, sagte Merz in einem Statement. “Das hätte auch anders verlaufen können.” Doch das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj fand offenbar in einer deutlich besseren Atmosphäre statt als befürchtet. Auch das Gespräch mit den mitgereisten europäischen Spitzenpolitikern – darunter Nato-Generalsekretär Mark Rutte – verlief zur Zufriedenheit des Bundeskanzlers. “Meine Erwartungen sind nicht nur getroffen, sondern übertroffen worden”, so Merz. Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Weißen Haus am 18. August 2025. Foto: Bloomberg Für Merz und die anderen Europäer waren die Sicherheitsgarantien der Amerikaner für die Ukraine ein wichtiges Thema. Trump sendete in dieser Hinsicht zwar positive Signale, machte jedoch nur wenige konkrete Zusagen. Wie viel diese vagen Beteuerungen künftig wert sein werden, ist schwer abzuschätzen. Bei einem anderen wichtigen Punkt für die Europäer — Waffenstillstand vor Friedensverhandlungen — hat Trump seine Wankelmütigkeit bereits gezeigt. Während er in der Vergangenheit den Russen drohte, sie müssten sich auf harte Konsequenzen gefasst machen, wenn die Waffen nicht bald ruhten, ist er seit dem Treffen mit Putin in Alaska davon weit abgerückt. “Ich glaube nicht, dass man einen Waffenstillstand braucht”, sagte Trump gestern. Ob die nun angekündigten künftigen Treffen – zunächst ein bilaterales zwischen Putin und Selenskyj, bei dem auch über mögliche Gebietsabtretungen gesprochen werden soll, anschließend ein trilaterales Treffen mit Trump – in den kommenden Wochen wirklich stattfinden, ist zumindest fraglich. Putin hat sich bisher einem direkten Treffen mit Selenskyj verweigert. Auch nach dem Telefonat mit Trump gestern macht es nicht den Anschein, als hätte sich daran etwas geändert. Auch hier gab es nur vage Formulierungen und keine feste Zusage für ein solches Treffen. In den sozialen Netzwerken wird derzeit ein Video geteilt, das die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher bei einer Rede vor dem US-Kongress im Jahr 1985 zeigt. Darin sagt sie: “Wars are not caused by the build up of weapons. They are caused when an aggressor believes he can achieve his objectives at an acceptable price.” Die Frage bleibt, ob Putin schon an dem Punkt ist, an dem der Preis für ihn nicht mehr akzeptabel ist. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Friedenspreise, geräumig und günstig, Rüstungsfonds im Trend, M&A-Welle und systemrelevante Chips. |